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International Standard Classification of Education 97 (ISCED-97)

International Standard Classification of Education 97 (ISCED-97)

Die International Standard Classification of Education 97 (ISCED-97) ist der Nachfolger der ISCED-76. Sie wurde konzipiert, um alle möglichen Bildungsabschlüsse in verschiedenen Ländern abzubilden und somit internationale Vergleiche zu ermöglichen. Bei der ISCED handelt es sich um eine multidimensionale Mehrzweck-Klassifikation, die nationale Bildungssysteme in einem internationalen Rahmen harmonisieren soll. Bildung im Sinne der ISCED bedeutet jegliche Kommunikation, die zum Lernen genutzt und organisiert wird, nachhaltig ist und innerhalb der Strukturen eines Bildungsträgers stattfindet. Insgesamt unterscheidet die ISCED die Stufen 0-6, welche durch drei Merkmale weiter differenziert werden. Es ist zu beachten, dass nicht alle ISCED-Stufen in jedem Land eine Entsprechung haben (vgl. Schneider 2008).

Herkunft/Urheber: UNESCO
Methode/Struktur: Die Stufen der ISCED-97 sind durch folgende Merkmale definiert:
Stufe 0: Elementarbereich. Kinder ab 3 Jahren werden an eine Schulumgebung herangeführt.
Diese Stufe deckt ebenfalls Personen ohne formale Bildung ab.

Stufe 1: Primarbereich. Kindern ab 5 bzw. 7 Jahren werden Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen sowie ein Grundverständnis von Geschichte, Geografie, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Kunst und Musik vermittelt. Weiterhin soll das systematische Lernen geschult werden. Die Dauer beträgt ca. 6 Jahre.

Stufe 2: Sekundarbereich I. Schließt sich an die Stufe 1 an. Das Eintrittsalter liegt zwischen 14-16 Jahren. Ziel ist es, die in Stufe 1 genannten Grundkenntnisse vollständig zu vermitteln. Diese Stufe ist weiterhin durch fachspezifisches Lernen gekennzeichnet und der Unterricht findet durch entsprechende Fachlehrer statt. Die Dauer liegt bei ca. 9 Jahren nach Beginn der 1. Stufe. Oftmals stellt diese Stufe 2 das Ende der verpflichtenden Schulbildung dar.

Stufe 2 kann wie folgt differenziert werden:
Stufe 2A: welches einen direkten Zugang zu den Stufen 3A und 3B ermöglicht,
Stufe 2B: welches einen direkten Zugang zu Stufe 3C ermöglicht und
Stufe 2C: welches einen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht.

Stufe 3: Sekundarbereich II. Setzt in der Regel die erfolgreiche Beendigung von Stufe 2 voraus. Das Eintrittsalter liegt bei etwa 15 bis 16 Jahren. Gekennzeichnet ist die Stufe durch mehr Spezialisierung und durch eine höhere Qualifikation der Lehrer. Die Dauer beträgt ca. 2 bis 5 Jahre. Differenziert werden kann Stufe 3 in:
Stufe 3A: welches einen direkten Zugang zu Stufe 5A ermöglicht,
Stufe 3B: welches einen direkten Zugang zu Stufe 5B ermöglicht und
Stufe 3C: welches keinen direkten Zugang zu Stufe 5 ermöglicht, sondern den Zugang zum Arbeitsmarkt.

Stufe 4: Post-sekundarer, nicht-tertiärer Bereich. Setzt einen Stufe-3-Abschluss voraus. Die Dauer liegt zwischen 6 Monaten und 2 Jahren. Die Stufe 4 füllt die Lücke zwischen Stufe 3 und einer sich anschließenden Ausbildung, oft ist es nicht signifikant anspruchsvoller als Stufe 3.
Differenziert werden kann Stufe 4 nach OECD (bzw. UNESCO) in:
Stufe 4A: welches den Zugang zu Stufe 5A ermöglicht (UNESCO: 4A),
Stufe 4B: welches den Zugang zu Stufe 5B ermöglicht (UNESCO 4A) und
Stufe 4C: welches den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht (UNESCO 4B).

Stufe 5: Tertiärbereich. Setzt den Abschluss der Stufe 3 voraus und vermittelt anspruchsvolle Bildungsinhalte. Die Dauer beträgt 2 bis 6 Jahre.
Differenziert werden kann Stufe 5 in:
Stufe 5A: welches überwiegend theoretisch ausgerichtet ist, mindestens 3 Studienjahre umfasst, zu einem akademischen Abschluss führt und dessen Lehrpersonal in der Regel einen Stufe-6-Abschluss hat und
Stufe 5B: welches eine Berufsausbildung von mindestens 2 Jahren darstellt, eher berufsspezifisch und praktisch ausgerichtet ist.

Stufe 6: Weiterführende Forschungsprogramme. Setzt einen Stufe-5A-Abschluss voraus. Das Level führt zur Erreichung eines Doktortitels oder eines PhDs. Es beinhaltet höhere Studien, Forschung und Veröffentlichungen.

Darüber hinaus sind die Stufen 2, 3 und 4 in allgemeinbildend, berufsvorbereitend und beruflich unterteilt. Die allgemeinbildenden Teile sind gekennzeichnet durch ein tiefes Verständnis für ein Fachgebiet und die Vorbereitung für die weiterführende Bildung. Die berufsvorbereitende Unterteilung umfassen eine Einführung in die Arbeitswelt, berufliche und technische Inhalte und stellen keinen relevanten Abschluss für den Arbeitsmarkt dar. Der berufliche Teil ist gekennzeichnet durch die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten und Wissen, vom Verständnis für Anforderung bestimmter Berufe und dadurch, dass sie relevant für den Arbeitsmarkt sind.

Zusätzlich wird in Level 3C und Level 5 nach der für den Abschluss benötigten Dauer differenziert. Die Version der OECD unterscheidet (anders als die der UNESCO) bei Level 3C zwischen Programmen, die kürzer als 3A/B sind und solchen, deren Länge mit der von 3A/B vergleichbar ist.
In Level 5 unterscheidet die OECD zusätzlich zwischen folgenden Kategorien: kurz (2-3 Jahre), mittel (3-4 Jahre), lang (5-6 Jahre) und sehr lang (mehr als 6 Jahre).
(vgl. UNESCO 1997 und OECD 1999)
Entwicklung/Umsetzung für Deutschland: Die Übertragung der ISCED-97 auf das deutsche Bildungssystem ergibt folgende Zuordnungen:
Stufe 0: Kindergarten
Stufe 1: Grundschule
Stufe 2A: Realschule, Mittlere Reife und Polytechnische Oberschule (DDR)
Stufe 2B: Volks- und Hauptschule und Anlernausbildung
Stufe 3A: Fachhochschulreife und Abitur
Stufe 3B: Berufsausbildung im dualen System, mittlere Verwaltungsausbildung, Berufsfach-/Kollegschulabschluss und einjährige Schulen des Gesundheitswesens
Stufe 4A: Abschluss von 3A UND 3B
Stufe 5A: Fachhochschulabschluss
Stufe 5A: Universitätsabschluss
Stufe 5B: Meister/Techniker, 2- bis 3-jährige Schule des Gesundheitswesens, Fach-/Berufsakademie, Fachschulabschluss (DDR) und Verwaltungsfachschule
Stufe 6: Promotion
(vgl. Schneider 2008: 98 und Schroedter et al. 2006: 21)

Die erste Version der ISCED wurde Anfang der 1970er von der UNESCO entwickelt. Die ISCED-97 ist eine Weiterentwicklung der UNESCO-ISCED-Task-Force, der unter anderem die OECD angehörte. Die Umstrukturierung fand statt, da aufgrund der Veränderungen von Bildungssystemen, diese durch die ISCED-76 nicht mehr adäquat abgebildet wurden. Neu ist, dass die Levels unter anderem anhand verschiedener Hilfskriterien gebildet wurden. Weiterhin ist die ISCED-97 multidimensional, um die tertiäre Bildung besser abzubilden. Die neue ISCED hat nun eine empirische Grundlage.
Diese Änderungen wurden wie folgt umgesetzt: Stufe 4 fand Eingang in die Klassifikation, Stufe 5 wurde umstrukturiert und in zwei Differenzierungen geteilt und Stufe 7 und 9 entfielen.
(vgl. Schneider 2008: 16ff.)

Zur Auswertung werden die ISCED-Stufen teilweise weiter zusammengefasst, dies geschieht beispielsweise folgendermaßen:
ISCED 0-2: Elementarbereich, Primär- und Sekundarbereich I
ISCED 3(-4): Sekundarbereich II, Mittlere Stufe
ISCED 5-6: Tertiärbereich
(vgl. Hippach-Schneider et al. 2007: 13 und Van der Velden und Wolbers 2003)

International Standard Classification of Education 97 (ISCED-97)

Grundlagenliteratur: Schroedter, Julia; Lechert, Yvonne; Lüttinger, Paul (2006): Die Umsetzung der Bildungsskala ISCED-1997 für die Volkszählung 1970, die Mikrozensus-Zusatzerhebung 1971 und die Mikrozensen 1976-2004. ZUMA-Methodenbericht, 12.

OECD (1999): Classifying educational programmes: Manual for ISCED-97 implementation in OECD countries. Organisation for Economic Co-operation and Development.

Schneider, Silke L. (Hrsg.) (2008): The International Standard Classification of Education (ISCED-97). An Ecaluation of Content and Criterion Validity for 15 European Countries. (Hg.), Mannheim: Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung.

UNESCO (1997): International standard classification of education: ISCED 1997. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization.

Van Der Velden, Rolf K.W.; Wolbers, Maarten H.J. (2003): The integration of young people into the labour market: the role of training systems and labour market regulation. Transitions from education to work in Europe. The integration of youth into EU labour markets, 186-211.

weiterführende Literatur: Braun, Michael, Müller, Walter (2007): Measurement of education in comparative research. Comparative Social Research, 16, 163-201.